Arnsberger Praxis hält Wort - und wird erneut laut
Hier der Bericht unseres Mitglieds Christiane Hoffmann, MFA und Praxismanagerin aus Arnsberg:Arnsberger Praxis hält Wort - und wird erneut laut
Nachdem unsere Praxis in Begleitung der heimischen Presse bereits eine Mini-Protestaktion am 07.04.22 von 15 Minuten durchgeführt hat, wurde der Ruf nach einer gemeinsamen Aktion in Arnsberg lauter. Nach einem Pressebericht haben mehrere Praxen angefragt, ob wir nicht eine gemeinsame Aktion machen könnten. Sogar ein Ärztepaar schrieb uns persönlich per Mail an. Diese aufkeimende Energie wollten wir nicht ungenutzt lassen!
In Absprache mit unserer Präsidentin Hannelore König und unserer Landesvorsitzenden Cindy Schüren wurde schnell ein Datum gefunden, nämlich noch vor der Landtagswahl in NRW! Motto: "Freitag der 13. und niedergelassene Praxen sehen schwarz..."
Mit unserem Team gestalteten wir an einem gemütlichen Abend Plakate und Westen, zusätzlich kamen Banner und Flyer vom Verband. Ein Einladungsschreiben mit Informationen wurde an 25 Praxen im Stadtgebiet verteilt, die Landtagskandidaten im Wahlkreis Arnsberg wurden ebenso angeschrieben und eingeladen. Der Bürgermeister durfte auch nicht fehlen. Bei der Kreispolizeibehörde mussten wir die öffentliche Protestaktion anmelden, einige Auflagen waren zu beachten. Und da wir eine möglichst breite Öffentlichkeit erreichen wollten, informierten wir kurzerhand das WDR Fernsehen, Lokalradio Sauerland, und die Westfalenpost. Die Ärztezeitung hatte schon reges Interesse bekundet, sollten wir nochmal eine Aktion starten. Die Zusagen waren überwältigend!
Am Freitag dem 13. ging es los. Ein Fotograf von der Ärztezeitung begleitete uns mit einer Fotostrecke den ganzen Vormittag, und stellte dar, wie viele umfangreiche Aufgabengebiete eine MFA hat, und was genau sie alles selbstständig durchführt. Eben eine Fachkraft und keine "Helferin"! Um 11 Uhr wurde die Praxis geschlossen und wir haben auf dem großen Platz vor unserer Praxis Stellung bezogen. Knapp 60 Personen sind unserer Einladung gefolgt, Ärzte, MFA und auch vier Landtagskandidaten (CDU, SPD, AFD, Linke). Über ein Mikrofon habe ich eine Rede gehalten und wurde von den Kolleginnen mit Trillerpfeifen lautstark unterstützt. Ich ging auf den bereits bestehenden und zunehmenden Fachkräftemangel ein und beklagte fehlende Wertschätzung der MFA, die verweigerten staatlichen Coronaboni und die nicht vorhandene Möglichkeit der Refinanzierung von Tarifabschlüssen.
Mein Chef Dr. Bauer hat anschließend eine Fragerunde mit den anwesenden Politikern durchgeführt. Der allgemeine Tenor: sie haben hier an der "unteren Basis" bisher keine Ahnung gehabt von dem drohenden Fachkräftemangel in der ambulanten Versorgung. Auch wussten sie nichts von der fehlenden Wertschätzung der Bundesregierung bzgl. fehlender staatlich finanzierter Coronaboni oder dem vergleichsweise niedrigen Stundenlohn der MFA trotz der Leistungen, die wir erbringen. Aber: die Politiker haben uns zugehört und versprochen, die Informationen an die entsprechenden Stellen weiterzuleiten.
Ein kurzer Fernsehbericht in der Lokalzeit Südwestfalen, ein Radiointerview von Radio Sauerland und ein erneuter Bericht in der Westfalenpost über unsere Aktion haben auch in der Bevölkerung für Aufmerksamkeit gesorgt. Die Ärztezeitung hat ganz bewusst pünktlich zum Ärztetag in Bremen Bericht erstattet.
Wir haben bei unserer Aktion auch eine Petition gestartet und fleißig Unterschriften gesammelt. Wir fordern die Politik damit auf, dem drohenden Fachkräftemangel in der ambulanten Versorgung entgegenzuwirken und endlich einen staatlich finanzierten Coronabonus mit Refinanzierungsmöglichkeit aus der Pflegekasse zu beschließen. Wir werden mit dem Verband überlegen, wo und wann wir diese Petition einsetzen werden. Es gibt bereits wieder Überlegungen, eine noch größere Aktion durchzuführen.
Ein großes Dankeschön geht an mein Team, und an meine Chefs Dr. Christoph Bauer, Frau Dr. Bauer- Conrad, Fr. Dr Azizi und Frau Herwig, die uns bei dieser Aktion zu 100% unterstützt haben! Danke auch an alle anwesenden Ärzte und Teams, die der Einladung gefolgt sind und ihre Praxen vorzeitig geschlossen haben. Das war für uns ein starkes Zeichen!